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(am 26. Oktober 2019)
Salamat Datang, liebe Leute!
Nachdem die Berichterstattung über das neu bestellte politische Personal der Schweiz fürs Erste erledigt ist und ihr am Sonntag eine Stunde länger Zeit habt schicke ich Euch einen ersten Bericht meiner Reise um die Welt. 🙂
Angefangen hat diese am Flughafen Zürich. Mein schwarzes Cannondale-Mountainbike mit rund zwanzig Dienstjahren auf den Felgen war rasch verpackt und eingecheckt; ein grosses Abschiedskommittee erwartete mich anschliessend zum letzten Kaffee auf Schweizer Boden vor Weihnachten.
Mit einem Zwischenstopp in Singapur sind wir gut auf Borneo angekommen. Die Insel auf dem Äquator teilen sich Brunei, Indonesien und Malaysia. Wir sind in den kommenden zwei Wochen im malaysischen Gliedstaat Sabah unterwegs, dem östlichsten Teil Malaysias – Sabah heisst auf Arabisch denn auch Morgen. Das malaysische Morgenland liegt südlich des Taifungürtels und wird deshalb auch als Land unter dem Wind bezeichnet. Wir sind rund die Hälfte der Tage mit dem Velo unterwegs und freuen uns über den ausbleibenden Gegenwind 🙂 Wir, das ist eine Reisegruppe von zehn Personen, die meisten aus dem Züribiet und altersmässig in der Fünfzigerzone.
Mit dem Fahrrad geht’s zuerst los Richtung Norden. Wir fahren durch Reisfelder, Mangrovengebüsch und Bambuswälder und werden immer wieder von Einheimischen angefeuert. Ein Highlight sind für uns die Märkte, an denen alles erdenkliche angeboten wird: allerlei Früchte und Gemüse – viel Bekanntes wie Ingwer, Zwiebeln, Äpfel und Papaya, aber auch Exotisches wie die Schlangenhaut-Frucht, deren Schale eben wie die Haut einer Schlange aussieht; im das Fruchtfleisch ist ähnlich wie das einer Litschi. Besonders fotogen ist die Fleischabteilung, hier gibt es Poulet in allen Stadien der Zerlegung; als Besonderheit empfohlen werden Hühnerfüsse.
Wir begnügen uns mit den optischen Eindrücken und fahren weiter zu einem traditionellen Langhaus der Rungus. Aus Bambus und Holz auf Stelzen gebaut und mit Palmblättern gedeckt entspricht es dem Reiheneinfamilienhaus in unseren Breitengraden. Luftig gebaut ist es angenehm kühl, aber doch regendicht, und bietet den Geräuschen des Urwaldes ungehinderten Zugang in die Ohren der schlafenden Bewohner.
Frisch erholt fahren wir weiter zum Nordkap Borneos, wo sich das südchinesische Meer im Westen und die Sulu-See im Osten treffen. Nach einem Nachmittag am Strand fahren wir von dort wieder zurück nach Kota Kinabalu, der Hauptstadt des Gliedstaates. Zum Abendessen gehen wir auf den Philippino-Markt; der Fang des Tages wird hier feilgeboten: Fische und Meeresfrüchte in allen Farben und Grössen werden angeboten und im hinteren Teil des Marktes auch gleich frittiert. Es herrschten emsiges Treiben, lautes Feilschen, dichter Rauch und zufriedene Gesichter der überessenen Touristen 🙂
Aus dem Getümmel der Hauptstadt reisen wir nach Osten und zuerst zu einer Auffangstation für Orang Utan-Weisen in Sepilok. Unter der Obhut von Tierärzten, Pflegern und vielen Freiwilligen werden hier kleine Äffchen aufgezogen und auf ihr Leben in der Wildnis vorbereitet. Die verspielten Tiere bannen unseren Blick, insbesondere wenn sie bei der Fütterung mit allerlei Kniffs die besten Stücke holen. Wer hat die Kokosnuss geklaut?! 😉
Von hier fahren wir westwärts, oft durch Plantagen. Rund zwei Drittel der Fläche ist von Plantagen überzogen, das meiste mit Ölpalmen. Die gelb-roten Früchte wachsen in Büscheln von bis zu dreissig Kilogramm. Sie werden von vielen Plantagenarbeitern (oft illegale Immigranten aus Indonesien) aus den Palmen abgesägt und an die Forstwege gelegt; dort werden sie dann abgeholt, zu Sammelzentren gebracht und gepresst. Das Palmöl war lange Zeit eine Haupteinkunftsquelle von Borneo; die Ölpalme ziert denn auch die 50 Ringgit-Note von Malaysia. Aktuell werden für ein Kilo Palmöl am Weltmarkt aber nur noch etwa zwei Ringgit oder fünfzig Rappen bezahlt; entsprechend werden im Moment nur noch wenige neue Ölpalmen angepflanzt, Kokosnüsse sind derzeit einträglicher.
Der Kinabatangan-Fluss durchzieht die Insel, seine Ufer sind von einer mehreren hundert Kilometer langen Schutzzone umgeben. Wir verbringen zwei Tage an diesen Ufern und beobachten die Vielfältige Tierwelt in den ursprünglichen Wäldern. Immer wieder beobachten wir Familien von Langnasen-Affen, die in Ufernähe einen Baum kahlfressen. Ein erwachsenes Männchen, viele Weibchen und zahlreiche kleine Äffchen schwingen sich von Ast zu Ast und suchen die besten Zweige. Die Äste halten offenbar für die Affen immer wieder mal eine Überraschung bereit – es knackt dann im Blätterwerk, und der Sprung endet ein-zwei Etagen tiefer als wohl ursprünglich geplant… Wir Ankömmlinge im Boot werden meist mit einigem Geschrei willkommen geheissen – ein Wald voller Affen eben 😉
Auf der Rückreise von unserer letzten Pirschfahrt herrscht aber bei einem dieser Bäume gedrückte Stimmung – und wir entdecken im Wasser ein Krokodil. Welches Tier in seinem Schlund geendet hat finden wir nicht heraus, aber es sieht nach einem Festessen aus. Vielleicht ein Langnasen-Affe, dessen Zielast abgebrochen ist und deshalb im Wasser vor einem Krokodil gelandet ist?
Gegen Ende der Reise auf Borneo steigen wir auf Richtung Kota Kinabalu, mit 4095m dem höchsten Berg der Insel. Wir steigen durch dichten Urwald hoch zu den Hütten auf rund 3300m und werden dabei immer wieder von Regenschauern abgeduscht. Nach einem englisch angehauchten Frühstück mit Bohnen, Würsten und Toast steigen wir am nächsten Tag dem Gipfel entgegen, zuerst durch einen alpinen Wald mit immer kleiner werdenden Bäumchen, später über nackte Steinplatten – ein herrlicher Aufstieg dem Sonnenaufgang entgegen. Das Timing passt, und die Sonne erscheint am Horizont, als die Gruppe oben am Gipfel angelangt ist. Wir erleben einen herrlichen Sonnenaufgang!
Zur Erholung verbringen wir noch zwei Tage in einem Beach-Resort in der Nähe der Hauptstadt Kota Kinabalu. Für mich geht die Reise danach weiter in die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur, die durchaus der Geburtsort des Shoppings sein könnte 🙂 In diesem Schmelztiegel der asiatischen Kulturen herrscht emsiges Treiben bis in die späte Nacht; Chinesen und Inder bieten in ihren jeweiligen Quartieren alles Mögliche und noch viel mehr zum Kauf an. Etwas ruhiger geht es am Zusammenfluss der Flüsse Gombak und Klang; hier begann vor knapp zweihundert Jahren mit Zinnbergbau die Geschichte der Stadt. Die viktorianischen Gebäude der früheren britischen Herrscher beherbergen heute einige Museen und öffentlichen Institutionen. Das Geschäftsleben hat sich östlich davon im KLCC (KL City Center) etabliert, hier ragen die Petronas Towers, der KL Tower und unzählige weitere Hochhäuser internationaler Finanzfirmen in den Himmel.
In den Himmel geht’s für mich zur nächsten Station meiner Reise, nämlich nach Auckland. Meine Neuigkeiten von diesen Inseln schicke ich Euch im nächsten Mail. Hier ist nun Gastland-Patriotismus angesagt, die All Blacks spielen im Halbfinal an der Rugby-Weltmeisterschaft!
Ich wünsche Euch eine schönes Wochenende!
Andreas